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Sprach- und Lesekompetenz (Klasse 5-8)

Sprach- und Lesekompetenz (Klasse 5-8)

Der Einzugsbereich der WRR nach der Grundschulzeit liegt schwerpunktmäßig im umliegenden Stadtfeld und umfasst auch Grundschulen mit einem hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Als zusätzliche Herausforderung sind die Kinder mit den Förderbedarfen Lernen und Sprache sowie die Beschulung von Kindern aus der „Internationalen Klasse“ zu nennen. Bei einem nicht unerheblichen Teil der Schülerinnen der WRR in Klasse 5 ist die Muttersprache nicht Deutsch. Ihre Eltern oder Großeltern stammen aus Ländern wie der Türkei, Polen, Italien, Serbien, Kroatien, Portugal oder Griechenland.
Viele dieser Migrantenfamilien leben schon in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland und besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. Damit erschwert sich eine genaue Aussage über den prozentualen Anteil der Migrantenkinder, da keine eindeutige Definition gegeben ist. Ableiten lässt sich jedoch, dass dieser erheblich höher ist als der Prozentsatz der ausländischen Nationalität. Migrantenkinder wachsen häufig zweisprachig auf: Zuhause wird in der Muttersprache gesprochen, in der Schule und außerhalb des familiären Umfeldes Deutsch.

Bereits in der Grundschule zeigen einige Schülerinnen schwache Leistungen im Fach Deutsch. Einen nicht unerheblichen Einfluss spielt hierbei das persönliche Umfeld der Schülerinnen. Dies trifft natürlich ebenso auf Schülerinnen ohne Migrationshintergrund zu. Erfahrungen zeigen, dass das Schülerklientel der WRR im schriftsprachlichen Bereich schlechte Ergebnisse erreicht. Besonders beobachtbar ist der Bereich Textproduktion in höheren Jahrgangsstufen sowie das Textverständnis von Texten aller Art (Sachtexte, literarische Texte, Gebrauchstexte, Fachtexte in allen Unterrichtsfächern). Damit die Bildungsbenachteiligung durch Sprache abgebaut wird, ist ein besonderer Förderbedarf festzuhalten, dem die WRR durch gezielte Sprach- und Leseförderung Rechnung trägt. Da sie individuell
gestaltbar ist, kann sie auch als Fördermaßnahme für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler genutzt werden.
Sukzessive wurden für die Jahrgangsstufen 5-8 Bücherkisten mit altersgemäßer Lektüre angeschafft. Eine Kiste enthält mindestens Lektüre in doppelter Klassenstärke, sodass Bücher auch über mehrere Stunden gelesen werden können, ohne dass es keinen neuen Lesestoff für fertige Schülerinnen und Schüler gibt. Die Lektüre setzt sich zusammen aus Romanen, Sachbüchern und Zeitschriften. Außerdem
kann das Lesen auch durch einige Hörbuchversionen von vorhandener Lektüre ergänzt werden. Diese werden mittels Kopfhörer gehört, um die anderen Leserinnen und Leser nicht zu stören. Damit alle Schülerinnen und Schüler konzentriert und lärmbefreit lesen können, stehen Lärmschutzkopfhörer zur Verfügung, die bei Bedarf genutzt werden können.
Ziel dieser Leseförderung ist es, dass der Genuss am Lesen für die Schülerinnen und Schüler gefördert wird, indem sie nicht eine vorgegebene Lektüre lesen müssen, sondern selbst entscheiden, welches Buch sie lesen wollen und ob sie es partiell oder vollständig lesen. Außerdem wird trainiert, dass sich die Schülerinnen und Schüler eine Schulstunde mit dem Lesen beschäftigen. Ein positiver Nebeneffekt
ist es, dass die Schülerinnen und Schüler so in ihrem stressigen Schulalltag zur Ruhe kommen können. Es besteht in jeder Stunde die Möglichkeit, Aufgaben aus den Bereichen Grammatik, Rechtschreibung oder Wortschatz zu lösen, falls eine Schülerin oder ein Schüler einmal partout nicht lesen möchte. Das ist der Fall, wenn sie beispielsweise gerade ein Buch beendet haben und kein Neues beginnen möchten. Außerdem ist es manchmal auch tagesformabhängig. Die Aufgaben sind von der Fachschaft
Deutsch gemeinsam konzipiert worden und buchunabhängig zu lösen. Das bedeutet in diesem Fall, dass das Buch zwar zur Lösung gebraucht wird, die Aufgaben können aber mit jedem Buch gelöst werden.

Zum besseren Verständnis folgendes Beispiel:

Eine Aufgabe könnte lauten „Nimm dir dein Buch und suche im ersten Kapitel zehn Nomen heraus. Wie lauten die passenden Artikel?“
Um eine Struktur des Förderunterrichts zu gewährleisten, bietet es sich an sogenannte Lesekarten einzusetzen, mit denen die Schülerinnen und Schüler ihr Lesen dokumentieren. Außerdem sollte in dieser Art des Projektunterrichts Raum gegeben werden, die strenge Sitzordnung aufzubrechen und „gemütlicher“ zu lesen oder bei entsprechendem Wetter auch einmal draußen zu lesen.
Es zeigt sich, dass sich die Einstellung zum Lesen der Schülerinnen und Schüler verbessert hat und als Nebeneffekt ist die Verbesserung des Wortschatzes, der Rechtschreibung und der Grammatik zu nennen.